Stierkampf in Pamplona Morgens 5 Min. vor ½ 5 Uhr hupt es vor unserem Tor. Überpünktlich sind unsere Freunde vorgefahren. Wir steigen zu ihnen in den Wagen, und ab geht es durch die noch kaum belebten Straßen von San Sebastian in Richtung Tolosa – Pamplona. Je näher wir dem Ziel kommen, um so lebhafter wird der Straßenverkehr. Immer mehr Wagen fahren mit uns die gleiche Richtung, bald befinden wir uns in einer langen Autoschlange. Manchmal geht es langsamer, weil ein Laster vor uns das Tempo angibt, bis er endlich überholt werden kann. Dies ist nicht immer leicht, denn manche „müden Krieger“ – meist bunt geschmückt mit dem bekannten roten Halstuch, teils auch mit der zünftigen Knoblauchkette um den Hals – kommen uns entgegen gefahren. Rechtzeitig kommen wir an und finden schnell einen günstig gelegenen Parkplatz. Die Stadt lebt – schon oder noch? Manche Schläfer entdecken wir auf Bänken im Park, auf den Rasenanlagen, im eigenen Wagen oder wo sonst noch eine „Lage“ möglich ist.... Eine ganze Woche dauern die „fiestas“, die Stierkampfspiele in Pamplona. Wer z. B. das Stadthäger Schützenfest kennt mit seinem Trubel, seiner Stimmung, den Betrunkenen und der sympathisierenden Bevölkerung, der kann sich auch Pamplona an diesen Festtagen gut vorstellen. Das Besondere in Pamplona ist die eigene Art, in welcher die Stierkampfspiele hier aufgezogen sind. Pünktlich jeden Morgen um 7 Uhr werden Stiere – in Wirklichkeit meistens Kühe, die aber nach ihrem wilden Benehmen kaum von stieren zu unterscheiden sind – losgelassen. Sie laufen durch eigens dazu bestimmte Straßen der Stadt bis in die Stierkampfarena. Diese Straßen sind durch starke Holzgitter an den Seiten abgesperrt, so dass ein Ausbrechen der Tiere nicht möglich ist. Jedem Besucher ist es erlaubt, mit den ziemlich schnell laufenden und springenden Tieren sein Spiel zu treiben, und viele junge Burschen machen auch Gebrauch davon. Ein reizvolles Schauspiel, bei dem nur selten eine ernsthafte Verletzung oder ein Unfall vorkommen. In der Arena angekommen, produzieren sich die Mutigsten als Stierkämpfer, ohne jedoch den Degen zu benutzen und zu töten. Man muss es gesehen haben, wie mancher vor die Hörner kommt, auf deren Enden Kugeln aufgesteckt sind zum Schutz, so dass niemand tödlich aufgespießt werden kann, wie es beim richtigen Stierkamp gelegentlich vorkommt. Nach fast einer Stunde findet dieses Treiben sein Ende. Hunderte von Menschen, darunter viele Ausländer, strömen aus dem Stierkampfzirkus hinaus in die Stadt. Hier ist in allen Restaurants und „bars“ Hochbetrieb. Nachmittags um ½ 5 Uhr beginnen die eigentlichen Stierkämpfe, für die von der Stadt bestrenommierte Matadoren verpflichtet wurden. Auch bei einem erstklassigen Torero kann nimand vorhersagen, wie der Kampf sein wird. Dies hängt sehr von der Art des Stieres ab. Wir hatten einen Tag gewählt, an dem bekannte Toreros auftraten. Von den 6 Kämpfen war der erste vorzüglich, der zweite kaum schlechter. Hier kam ein sehr wilder, angriffslustiger und kraftstrotzender Stier in die Arena. Im Laufe des Kampfes erwies er sich auch als sehr intelligent, dadurch machte er dem Matador die Arbeit sehr schwer. Er ging am Anfang zweimal über die Barriere – fast durch Sprung aus dem Stand – und verschaffte sich dadurch nicht nur bei seinen Gegnern, den „toreadores“, den „picadores“ und „banderilleros“ und seinem Matador erheblichen Respekt. Auch die nächst sitzenden Zuschauer auf den ersten Reihen fühlten sich in diesen Augenblicken in Gefahr und gaben spontan ihre Erregung zu erkennen. Für mich waren diese Kämpfe recht interessant, weil ich einerseits schon im vergangenen Jahr Stierkämpfe gesehen hatte. Andererseits war ich durch die Lektüre vom Hemmingway: „Tod am Nachmittag“ sachlich gut vorbereitet und konnte verschiedene Unterschiede zwischen den einzelnen Kämpfen erkennen.